AEO – Zweisprachige deutsch-italienische Europa-Schule
Die Staatlichen Europa-Schulen Berlin, abgekürzt SESB, haben ihren Standort an bestehenden Schulen (Grundschulen, ISS und Gymnasien) und sind ein integraler Bestandteil davon. Als staatliche „Schule besonderer Prägung“ werden die rechtlichen Grundlagen vom Berliner Schulgesetz geregelt.
An den Schulen, die Standort der Europa-Schule Berlin sind, gibt es Regelklassen und SESB-Klassen. Die Kinder der SESB-Klassen werden in der Grundschule entweder auf Deutsch oder in der Partnersprache alphabetisiert und in beiden Sprachen gleichberechtigt von muttersprachlichen Lehrkräften unterrichtet. Ein Teil der Fächer wird in deutscher Sprache unterrichtet und ein Teil in der Partnersprache.
Ziel der Staatlichen Europa-Schulen ist die interkulturelle Erziehung bilingualer Lerngruppen mit ausgeprägter Europa-Bildung.
Das deutschlandweit einzigartige Modell des SESB-Profils gibt es in Berlin inzwischen in den Sprachkombinationen Deutsch-Italienisch, Deutsch-Spanisch, Deutsch-Portugiesisch, Deutsch-Englisch, Deutsch-Französisch, Deutsch-Russisch, Deutsch-Türkisch, Deutsch-Griechisch und Deutsch-Polnisch.
Es gibt in Berlin zwei Grundschulstandorte mit deutsch-italienischem SESB-Profil, die Finow-Grundschule sowie die Hermann-Nohl-Grundschule und zwei Standorte an weiterführenden Schulen, das Albert-Einstein-Gymnasium und die Alfred-Nobel-Schule (ISS), die sich auf demselben Campus befindet.
SESB-Flyer als PDF-Datei
Das Albert-Einstein-Gymnasium ist ein sechszügiges Gymnasium mit musischem Profil und Standort der Staatlichen Europa-Schule Berlin mit der Sprachenkombination Deutsch-Italienisch. Zwei dieser sechs Züge bilden das bilinguale SESB-Profil. Es handelt sich um ein Gymnasium, das nach zwölf Schuljahren mit dem Abitur abschließt und dem Niveau des italienischen Liceo entspricht.
Die Schülerinnen und Schüler der zwei SESB-Klassen werden von jeweils muttersprachlichen Lehrkräften zweisprachig in Italienisch und in Deutsch unterrichtet.
In der Regel kommen die Schülerinnen und Schüler aus den zwei SESB-Grundschulen mit der Sprachkombination Deutsch-Italienisch, es können aber auch Quereinsteiger aufgenommen werden, die entsprechende mündliche und schriftliche Kenntnisse in beiden Sprachen nachweisen können.
In den Arbeitsgemeinschaften, in den Wahlpflichtfächern und in der Oberstufe sowie in den Gremien lernen und arbeiten die Schülerinnen und Schüler aller Züge zusammen. Auf der Musikfahrt oder beim Weihnachtskonzert zum Beispiel musizieren sie gemeinsam.
Die Eltern der Schülerinnen und Schüler des Regelzweiges sowie die Eltern der Schülerinnen und Schüler des SESB-Zweigs engagieren sich gemeinsam in den schulischen Gremien, im Förderverein sowie bei schulischen Veranstaltungen.
Die in den SESB-Klassen unterrichteten Inhalte werden von den Rahmenplänen des Landes Berlin vorgegeben und im schulinternen Curriculum konkretisiert. Für Italienisch, das auf demselben Niveau wie Deutsch unterrichtet wird, sowie für die Fächer, die in italienischer Sprache von muttersprachlichen Lehrkräften unterrichtet werden, gibt es im schulinternen Curriculum spezifische SESB-Ergänzungen (z.B. Schwerpunkte der italienischen Geschichte).
Als Standort der Staatlichen Europa-Schule Berlin Deutsch-Italienisch erfährt das Albert-Einstein-Gymnasium eine große Unterstützung durch die Botschaft der Republik Italien und das italienische Kulturinstitut. Vertreter der Botschaft sind unter anderem bei der Verleihung der Abiturzeugnisse präsent.
Auch die Schülerinnen und Schüler des Regelzuges können innerhalb des Regelzweigs Italienisch als neu einsetzende zweite Fremdsprache von Klasse 7 bis zum Abitur wählen.
In der Sekundarstufe I (Klasse 7-10) werden die Fächer Geschichte, Politische Bildung, Erdkunde, Biologie und Italienisch grundsätzlich in Italienisch unterrichtet. Ethik, Musik und Kunst können auf Deutsch oder Italienisch unterrichtet werden. Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie werden auf Deutsch unterrichtet. Englisch und Französisch werden in der Regel in der Fremdsprache unterrichtet. Latein kann auf Deutsch oder Italienisch unterrichtet werden.
In der Sekundarstufe II (Klassen 11 und 12) wird Italienisch als Leistungs- und Grundkurs angeboten, Grundkurse in italienischer Sprache gibt es für Biologie und Geschichte.
Im SESB-Profil lernen „hauptsächlich deutschsprachige“ und „hauptsächlich italienischsprachige“ Schülerinnen und Schüler mit ausreichenden Kenntnissen in beiden Sprachen gemeinsam im Klassenverband. Diejenigen, deren stärkere Sprache das Italienische ist, werden in der Grundschule als „Muttersprachler“ im Fach Italienisch alphabetisiert und lernen Deutsch als „Partnersprache“. Umgekehrt lernen diejenigen, deren stärkere Sprache das Deutsche ist, Deutsch als „Muttersprache“ und „Italienisch“ als Partnersprache. Die sprachliche Kompetenz in beiden Sprachen kann dabei individuell stark variieren.
In der Grundschule sowie z.T. in den Klassen 7 und 8 werden Partnersprachler und Muttersprachler in den Fächern Italienisch und Deutsch getrennt unterrichtet, damit sie ab Klasse 9 in beiden Sprachen ein vergleichbares Niveau erreichen und auch in diesen Fächern gemeinsam unterrichtet werden können.
Schüler und Schülerinnen, die keine SESB-Grundschule besucht haben, können aufgenommen werden, wenn es noch freie Plätze in den Klassen gibt, wenn sie ausreichende schriftliche und mündliche Kenntnisse in beiden Sprachen nachweisen können und wenn sie eine gymnasiale Empfehlung haben. Sie werden zu einem Aufnahmegespräch eingeladen, bei dem die Kenntnisse in beiden Sprachen geprüft werden.
Für Quereinsteiger, die sich zur siebten Klasse anmelden wollen, gibt es zentrale Termine während des Anmeldezeitraums. Näheres erfahren Sie im Sekretariat oder auf der Homepage der Schule.
Am Ende von Klasse 10 können alle Schülerinnen und Schüler den Mittleren Schulabschluss (MSA) erwerben. Die Schülerinnen und Schüler des SESB-Profils müssen die Prüfung der ersten Fremdsprache im Fach Italienisch ablegen. Die Präsentationsprüfung kann in einem deutschsprachigen oder in einem italienischsprachigen Fach in der jeweiligen Sprache abgelegt werden.
Alle Schülerinnen und Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums werden auf das Abitur vorbereitet.
Schülerinnen und Schüler des SESB-Profils können zusätzlich das SESB-Zertifikat erwerben, welches ihnen bescheinigt, dass sie in den italienischsprachigen Fächern bis zum Abitur auf muttersprachlichem Niveau (C2) unterrichtet wurden. Über die möglichen Kombinationen der entsprechenden Kurse in der Oberstufe beraten die pädagogischen Koordinatoren.
Dank des bilateralen Abkommens mit der Republik Italien können Schülerinnen und Schüler des SESB-Zweigs außerdem ein Zertifikat erwerben, welches ihnen ermöglicht, sich ohne eine weitere Sprachprüfung an einer italienischen Universität einzuschreiben. Dazu müssen sie Italienisch entweder als Leistungskurs oder als drittes Prüfungsfach wählen und zwei mündliche Prüfungen auf Italienisch in den Fächern Italienisch und Geschichte ablegen.
Von den zahlreichen Unterschieden sollen hier nur einige genannt werden.
▪ Die Schullaufbahn
Die Grundschule dauert in Berlin in der Regel sechs Jahre (wenn man nicht bereits bei vorhandener Begabung nach der vierten Klasse in ein grundständiges Gymnasium wechselt, das ein altsprachliches, musisches oder mathematisch-naturwissenschaftliches Profil hat).
Am Ende dieser sechs Jahre erhalten die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage ihrer Noten in bestimmten Fächern eine „Empfehlung“ für eine weiterführende Schule: entweder das Gymnasium oder eine integrierte Sekundarschule (ISS). Das Gymnasium entspricht vom Niveau her dem Liceo, die integrierte Sekundarschule ist stärker berufsbildend.
Die Schulpflicht endet an beiden Schulformen i.d.R. nach Abschluss der 10. Klasse mit den Prüfungen zum mittleren Schulabschluss. Wenn man mit dem MSA auch die Qualifikation für die Oberstufe erreicht hat, kann man am Gymnasium – auch wenn man von der ISS kommt – das Abitur vorbereiten.
Das Gymnasium umfasst sechs Schuljahre und endet mit dem 12. Schuljahr.
Schüler, die von der ISS kommen, dürfen in der Oberstufe ein Jahr länger wiederholen.
Die 7. Klasse des Gymnasiums ist ein Probejahr. Wer das Probejahr nicht besteht, wiederholt das Jahr nicht, sondern wechselt in die 8. Klasse der ISS.
Das Berliner Schulsystem bietet den Schülerinnen und Schülern viele Wege zum Abitur oder zur dualen Ausbildung und ermöglicht es ihnen zu vielen Zeitpunkten, von einer schulischen Laufbahn in eine andere zu wechseln.
▪ Das Schulprofil des Albert-Einstein-Gymnasiums
Das Albert-Einstein-Gymnasium ist ein Gymnasium mit musischem Profil und Standort der Europaschule Berlin (italienisch-deutsch). Trotz dieser beiden Schwerpunkte (das musische steht allen offen, das SESB-Profil ist für bilinguale Schülerinnen und Schüler) ist das Albert-Einstein-Gymnasium ein allgemeinbildendes Gymnasium und entspricht keiner der spezifischen Ausprägungen des italienischen Liceo.
Eine Spezialisierung erfolgt in den letzten beiden Jahren, in der sogenannten „Oberstufe“. Vor Eintritt in die Oberstufe wählen die Schülerinnen und Schüler individuell aus den Feldern Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Sprachen insgesamt zwei Leistungskursfächer, die sie vertieft mit 5 Wochenstunden und als schriftliches Fach zum Abitur führen wollen, sowie mehrere Grundkurse, die sie mit 3 Wochenstunden belegen.
Die zwei Jahre sind in vier Semester eingeteilt und die Noten dieser Semester zählen bereits für das Abitur. Für die Abiturprüfung wählen sie insgesamt drei Fächer für die schriftliche Prüfung, eines für eine mündliche Prüfung und eine Fächerkombination für eine Präsentationsprüfung.
In den meisten Fächern finden zentrale schriftliche Abiturprüfungen statt, wobei zentral nicht auf nationaler Ebene zentral bedeutet, sondern in Bezug auf das Land Berlin.
▪ Unterschiede in Bezug auf den Unterricht
Es gibt keinen „voto di condotta“. Die Noten, die die Schülerinnen und Schüler erhalten, bewerten ausschließlich ihre fachliche Entwicklung und ihre Mitarbeit.
Über das Arbeits- und Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler in den Klassen 1 bis 10 erhalten diese auf einem zum Zeugnis gehörenden Bewertungsbogen Auskunft. Dort werden die Schülerinnen und Schüler nach den Kriterien „Lern- und Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Selbständigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Teamfähigkeit“ eingeschätzt.
Konflikte bzw. erzieherische Fragen, die im Schulalltag auftreten können, werden am Albert-Einstein-Gymnasium mithilfe des „BB-Teams, der Vertrauens-, Klassen- und Fachlehrer sowie im Gespräch mit der Schulleitung besprochen. Gegebenenfalls zu treffende „Erziehungs-und Ordnungsmaßnahmen“ werden in den Paragraphen § 62-63 des Berliner Schulgesetzes geregelt.
Es gibt keine „interrogazioni“, wie es sie in italienischen Schulen gibt. Die Leistungen in den Fächern werden sowohl mündlich als auch schriftlich überprüft (Klassenarbeiten, Leistungskontrollen, Klausuren). Mindestens die Hälfte der Note setzt sich allerdings aus dem sogenannten allgemeinen Teil zusammen. Sehr wichtig dafür ist die aktive und konstruktive Mitarbeit im Unterricht, die voraussetzt, dass man sich „meldet“ und aktiv zum Unterricht beiträgt, der insgesamt interaktiv und kompetenzfördernd organisiert ist.
Die Notenskala geht von Klasse 1 bis 10 von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend). Der „insufficienza“ entsprechen die Noten 5 (mangelhaft) und 6 (ungenügend). In der Oberstufe (Klasse 11 bis 12) wechselt man zum Punktesystem von 0 bis zu 15 Punkten, wobei 15 Punkte die beste Note darstellt. Die „insufficienza“ in der Oberstufe beginnt ab 4 Punkten abwärts.
Die Lehrmaterialien (Schulbücher) werden von der Schule ausgeliehen, es gibt keine „testi scolastici“, die man selbst kaufen müsste, auch die italienischen Bücher nicht. Dafür zahlen die Eltern einen bestimmten Betrag zu Beginn des Schuljahres an die Schule.