Geschichte und Gegenwart
"Im Grün des Parks des Schlosses Britz liegt am Rand der Hufeisensiedlung das Albert-Einstein-Gymnasium. Bruno Taut und Martin Wagner hatten bereits in ihrem Masterplan von 1926 auf diesem Grundstück eine Schule vorgesehen, doch erst 1947 wurde die heutige „AEO“ - Albert-Einstein-Oberschule (Gymnasium) - gegründet, das Schulgebäude entstand Anfang der 50er Jahre und wurde 1990 erweitert.
Signalisierte schon der Bau der 50er Jahre Transparenz und Offenheit, aufgebaut als Pavillonsystem nach Prinzipien der Reformschulbewegung der 20er Jahre, so erhält der Erweiterungsbau die Großzügigkeit des Schulgeländes mit seinen Sporthallen, Spielflächen, Schulgarten und seinem fast nahtlosen Übergang in die Parklandschaft. Die elegant geschwungene Fassade nimmt Linien der benachbarten Hufeisensiedlung auf.
Werke zeitgenössischer bildender Künstler zieren das Gebäude. Der Erweiterungsbau des Architekten Stefan Scholz wurde mit dem „Architekturpreis 1992“ ausgezeichnet und findet weltweit Beachtung, wie die Bibliographie ausweist.
Eine Besonderheit war die Namensgebung. 1954 konnten Schülerinnen und Schüler den Emigranten Albert Einstein für den Vorschlag gewinnen, erhielten von ihm persönlich die Zustimmung zur Namensgebung - „begleitet von dem frommen Wunsch (...), dass nicht abermals solche Verhältnisse eintreten mögen, die zu einer Umbenennungsepidemie Veranlassung geben könnten“ (Albert Einstein an den Bezirksbürgermeister Exner am 18.5.1954). Die Verbundenheit mit Ideen Albert Einsteins ist an unserem Gymnasium lebendige Tradition. Unsere Abiturienten freuen sich, mit Ihrem Zeugnis auch eine Kopie des Briefes Albert Einsteins an die Schüler unserer Schule zu bekommen.
Die Individualität einer Schule entsteht durch die Ausgestaltung und Verknüpfung der Komponenten Unterrichtsangebot, Schwerpunktbildung, Ausstattung, Aktivitäten, Arbeitsgemeinschaften, Partnerschaften etc. durch Lehrer, Schüler und Eltern. Das Bemühen, neue Erkenntnisse im Bereich von Wissenschaft, Didaktik und Methodik in den Unterricht einfließen zu lassen, wird an dieser Schule schon immer als selbst-verständlich angesehen. Der Werdegang von Schülergenerationen bestätigt dieses Tun. Eng verbunden damit ist, was wir „Schule als Lebensraum“ bezeichnen: Ausstattung und Gestaltung des gesamten Gebäudes laden zum Verweilen ein und die Jugendlichen - und ihre Lehrer - fühlen sich wohl. Da sind die Bänke auf den Fluren und auf dem Hof, die vielen Bilder an den Wänden, eine Cafeteria, Billard und für alle jederzeit zugängliche Sporteinrichtungen in den Pausen und außerhalb der Unterrichtszeit. Die große Bibliothek, in die auch eine Bücherei zur privaten Ausleihe von z.B. Jugendbüchern integriert ist, wird rege genutzt.
Das Albert-Einstein-Gymnasium versteht sich auch als Ort kultureller Begegnung. Regelmäßige Konzerte, zum Teil sogar mit eigenen Kompositionen, veranstaltet vom Fachbereich Musik, wie auch die Aufführung von Theaterstücken haben Tradition und sind sogar über den Stadtbezirk hinaus bekannt. Auch Tradition geworden ist, dass unsere Schule Gastgeber ist für Ausstellungen und Vorträge unterschiedlicher Thematiken, für Lesungen, Podiumsdiskussionen und Gastspiele.
Internationale Begegnungen nehmen einen festen Platz in der schulischen Arbeit ein. Schüleraustausche mit französischen und englischen Schulen finden schon seit Jahrzehnten statt, seit 1991 sind besonders enge Beziehungen zu Italien entstanden. Feste Kontakte auch in den lange verschlossenen Osten Europas werden seit 1990 gepflegt: Partnergymnasien in Polen und der Tschechischen Republik sind mit uns verbunden. Unsere Schüler entwickeln ihre europäische Kompetenz durch die vielfältigen Kontakte, die sich durch Reisen, Projekte und ein individuelles Gastschülerprogramm ergeben. Italienisch als Fremdsprache wurde 1991 eingeführt und hat schnell besondere Bedeutung erlangt. Seit 1995 bietet das Albert- Einstein-Gymnasium als erste Schule Berlins Italienisch als 2. Fremdsprache ab der Klassenstufe 7 an. Italienisch als Fremdsprache hat zu sehr vielen Schulkontakten in Italien geführt, die besonders herzlich und intensiv von beiden Seiten gepflegt werden. Schüleraustausch mit italienischen Gymnasien wird nicht nur von den Klassen mit Italienisch-Unterricht durchgeführt, sondern ist ein von allen geschätztes Angebot.
Dass sich diese vielfältigen Berührungen mit Italien, Italienern und italienischer Kultur auf das ganze schulische Leben auswirken, versteht sich von selbst. Die daraus entspringenden Anregungen finden ihre Entsprechung im musischen Schwerpunkt der Schule: Kunst, Musik, Darstellendes Spiel und Sprache erfahren besondere Wertschätzung und wirken fächerverbindend in alle anderen Fächer hinein, ohne deren Wahlfreiheit einzuschränken. Bei all diesen Voraussetzungen bot sich das Albert-Einstein-Gymnasium als idealer Standort für die Fortsetzung der Europa- Schule Berlin (deutsch-italienisch) an. Der erste Schülerjahrgang wurde zum Beginn des Schuljahres 2001/02 aufgenommen und kann zusätzlich zum Abitur einen doppelqualifizierenden Abschluss erreichen.
Mit dem Namen ‘Albert Einstein’ verbinden wir das Ziel unseres gemeinsamen Bemühens: Jugendliche so auf das Leben vorzubereiten, dass sie mit ihrem Wissen, ihrer Kreativität und ihren Wertvorstellungen den Anforderungen der sich rasant verändernden Welt intellektuell gewachsen sind und ihnen auf menschliche Weise begegnen können."
Der vorstehende Text von Klaus Lehnert, Schulleiter der AEO von 1989 bis 2007, leitete viele Jahre die Webseite unserer Schule ein und hat in den Grundaussagen unter der Leitung von Holger Ambrosius (2007 bis 2012) und bis heute seine Gültigkeit behalten.
Das musische Profil ist geblieben und wird weiter entwickelt. Es ist unsere Absicht, nach Möglichkeit alle Schülerinnen und Schüler mit unserem breiten musischen Angebot in Berührung zu bringen. Zahlreiche Aufführungen auf hohem Niveau stehen für diese Absicht und weisen über die Schule hinaus. Zugleich sind wir stolz darauf, in der Oberstufe in der Regel alle Fächer als Leistungskurse anbieten zu können und somit unseren Schülerinnen und Schülern in den Naturwissenschaften, in Informatik und Mathematik, in den Sprachen und Gesellschaftswissenschaften sowie natürlich in den künstlerischen Fächern vielfältige Möglichkeiten bieten zu können.
Der zweite Schwerpunkt als Staatliche Europaschule Berlin (SESB) für italienisch-deutsch stellt für die Schule eine große Bereicherung dar. Von insgesamt sechs neuen Klassen in Jahrgang 7 nehmen wir jeweils zwei bilinguale SESB-Klassen auf, die zunehmend in den musischen AG´S, in den Wahlpflichtkursen der 9. und 10. Klassen sowie in den Klassenstufen 11 und 12 der Kursoberstufe mit den Schülerinnen und Schülern der Regelklassen verschmelzen und dennoch ihre eigene Identität bewahren. Hinzu gekommen ist seit 2012 eine Willkommensklasse, in der eingewanderte Jugendliche konzentriert Deutsch lernen, um anschließend eine Regelklasse besuchen zu können.
Insgesamt besuchen über 1000 Schülerinnen und Schüler das Albert-Einstein-Gymnasium. Dies erfordert eine hohe soziale Kompetenz aller Beteiligten, die uns ausgesprochen wichtig ist. Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern das Lernen in einem respektvollen und strukturierten Umfeld ermöglichen und versuchen, Konflikte unter Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern zeitnah zu thematisieren und gemeinsame Lösungen zu finden. Dank zahlreicher Maßnahmen und eines besonderen Engagements besteht am Albert-Einstein-Gymnasium ein positives Lernklima, das sich entsprechend in den Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler zeigt.
Wolfgang Gerhardt-Acquarone
Schulleiter, Oberstudiendirektor