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Als zwar kleine, aber aufgeweckte Turin-Austausch-Gruppe (wir waren ja diesmal nur 8 Mädchen!) machten wir uns nach der Verabschiedung von unseren Eltern auf dem Flughafen Berlin-Tegel am 17. März um 13 Uhr auf den Weg nach Turin. Nach ungefähr eineinhalb Stunden landeten wir auf dem Flughafen Malpensa bei Mailand. Naja, zunächst sahen wir nur den Flughafen - und das Wetter hier war auch nicht unbedingt sehr viel wärmer, aber auf jeden Fall besser als im kalten Berlin .

Wir fuhren nun mit dem Bus von Malpensa Richtung Turin und zunächst waren wir alle ganz ruhig,  entspannt und voller Vorfreude, doch auf den letzten Metern merkte man auch die Anspannung wegen des Ungewissen, das da auf uns zukommen sollte. Als wir aber ankamen und den Bus verließen, wurden wir ganz herzlich aufgenommen, und man spürte sofort das Vertrauen zueinander. Jeder wurde von seiner Familie abgeholt und zu ihr nach Hause gefahren. Wir waren nun in unseren Gastfamilien und jede Familie hatte etwas anders geplant, doch die meisten hatten ein großes Essen vorbereitet und schlossen einen sofort ins Herz. Nach kurzer Zeit verschwanden die Berührungsängste, und auch bei der Kommunikation gab es kaum Probleme, denn wir konnten uns entweder auf Italienisch oder auch Englisch verständigen, ja manche sogar auf Spanisch. Nach dem Essen lernte ich meine Austauschpartnerin immer besser kennen, wir redeten über so vieles und lachten viel zusammen. Etwas später trafen wir uns noch mit einer anderen Italienerin und ihrer Partnerin. Wir gingen in eine Gelateria und aßen richtig leckeres Eis - und eins kann ich sagen: Deutschland könnte sich mal eine Scheibe abschneiden von den Italienern, denn die geizen nicht so mit den Kugeln, sondern packen schon ordentlich viel drauf! So ließen wir den Abend ausklingen, und später ging es wieder nachhause und wir verbrachten unsere erste Nacht in einem anderen Land, an einem fremden Ort, aber irgendwie kam es einem nicht so fremd vor, denn die Familien waren einfach so freundlich.

Nun war die erste Nacht vorbei und es war Sonntag. In Berlin wären alle Geschäfte zu und man könnte kaum etwas unternehmen, doch in Italien ist es anders, denn dort waren fast alle Geschäfte offen, und so verabredeten wir uns mit den anderen Mädchen in der Stadt. Aber vorher stand erstmal das Frühstück an. In Italien ist es üblich, dass man zum Frühstück einen Kaffee trinkt und dazu etwas Süßes isst wie zum Beispiel ein Croissant. Später in der Stadt lernten wir die anderen Mädchen besser kennen. Wir kamen uns alle so nah und niemand hatte Angst vor Verständnisbarrieren oder Ähnlichem, unsere Austauschpartnerinnen waren alle so lieb, sorgten sich um uns und zeigten uns die besten Hotspots in Turin, ja sie kannten sich sogar mit dem geschichtlichen Hintergrund aus, was ich nicht erwartet hätte. Unter anderem gingen wir auch in ein Katzen-Cafe, aber um es genauer zu erklären: Es ist eigentlich einfach nur ein Cafe, in dem Katzen frei herumlaufen und gestreichelt werden können. Die Turinerinnen  zeigten uns auch viele Plätze wie zum Beispiel die Piazza Castello. Auf diesem Platz befanden sich unter anderem die Paläste der damaligen Könige und im späteren Verlauf auch der Königinnen. Immer mehr sah man, wie schön Turin doch eigentlich ist mit seinen prachtvollen alten Gebäuden, die der Stadt ihren eigenen Charm geben. Nach einiger Zeit kehrten wir alle wieder in die Gastfamilien zurück, aßen und tranken viel und gingen spät Abends zu Bett  -  aber auch nicht zu spät, denn am darauf folgenden Montag war wieder Schule und das auch für uns, aber (keine Sorge!) nicht allzu lange.

Am nächsten Morgen mussten wir also wieder früher aufstehen, aber nicht nur wegen der Schule, sondern auch wegen des Frühstücks. Kein normales Frühstück daheim, sondern dieses Mal frühstückten wir in einem Cafe in der Nähe unserer Partnerschule, dem Liceo „Alessandro Volta“. Und dort gab es die besten Croissants, die ich je gegessen habe. Um kurz nach 8 (der Unterricht am „Volta“ beginnt immer erst um 8 Uhr 10) trafen wir uns dann mit unseren betreuenden Lehrern, Frau Grethe und Herrn Müller, in der Schule und blieben dort auch für eine Schulstunde, die sogar wirklich im wahrsten Sinne des Wortes eine ganze Zeitstunde lang ist. Danach brachen wir zu unserem ersten Ausflugsziel auf, dem nationalen Automobilmuseum in Turin, in dem wir viele alte sowie auch neuere Autos sahen, ja sogar Rennwagen. Nach dem Besuch im Museum spazierten wir den Fluss Po entlang und trafen auf dem Weg auch auf Eichhörnchen, die sich ohne Probleme per Hand füttern ließen. Wir liefen bis zu einer  rekonstruierten mittelalterlichen Stadt, die wir natürlich auch besichtigten, und machten uns dann wieder auf den Weg Richtung Schule, in der wir dann um 14 Uhr 10 von unseren Partnerinnen empfangen wurden, mit denen wir den Nachmittag in der Stadt verbrachten, um dann schließlich in die Familien zurückzukehren.

In den darauf folgenden Tagen verliefen die Morgende relativ gleich: Wir trafen uns kurz nach 8 in der Schule und starteten zu einer Stadttour: Z.B. stiegen wir auf den Monte dei Cappuccini, einen Hügel über Turin, von dem aus man einen unglaublichen Blick über die Stadt hatte. Oder wir fuhren mit der Zahnradbahn hoch zur Superga, einem 600m hohen Berg am Stadtrand. Vom Dach der dortigen Basilika hatten wir eine wunderschöne Sicht auf die Alpen. Natürlich besuchten wir auch diverse Museen wie zum Beispiel die Mole Antonelliana, die als Kino-Museum und Wahrzeichen der Stadt bekannt ist. Dort fuhren wir mit einem gläsernen Fahrstuhl hoch hinauf und genossen den Ausblick über die Dächer Turins. Auch besuchten wir das ägyptische Museum ("Museo Egizio"), das nach dem Museum in Kairo das zweitgrößte ägyptische Museum der Welt ist. Wir gingen sogar in eine der besten Gelaterie Turins, wobei Herr Müller den Gewinnern einer Schätzfrage („Schätzt mal, wie groß Herr Müller ist!“) das Eis spendierte. Ach, die Woche war so schön und den letzten Abend verbrachten wir alle zusammen in einem Restaurant, wobei auch alle Lehrer anwesend waren. Wir unterhielten uns alle gut und genossen zusammen diesen letzten Abend.

Am  Freitag brach leider schon der letzte Tag der Reise an, und so, wie wir am Montag in die Woche gestartet waren, trafen wir uns noch einmal in der Frühe in einem Cafe und frühstückten zusammen. Und schon beim Frühstück merkten wir schnell, wie sehr wir die anderen vermissen würden. Zum Glück war es kein Abschied für immer, denn die Turinerinnen sollten uns ja auch schon bald besuchen kommen. Wir umarmten uns noch alle am Bahnhof, schossen das letzte gemeinsame Gruppenbild und machten uns mit dem Zug auf den Weg nach Mailand. Herr Müller, der früher einmal dort gelebt und unterrichtet hat, machte für uns eine Führung durch Mailand, zeigte uns den wunderschönen und aufwändig gestalteten Dom, führte uns zum Opernhaus "Teatro alla Scala" und zu vielen weiteren schönen und geschichtlich bedeutenden Plätzen und Gebäuden. Nach der Führung hatten wir dann auch noch genügend Zeit, um uns entweder weiter die Innenstadt anzuschauen oder in diversen Läden („Victoria‘s Secret“!) einkaufen zu gehen. Danach hieß es dann aber, wieder Richtung Flughafen Malpensa zu fahren und am späten Abend die Heimreise anzutreten. In Berlin erwarteten uns unsere Eltern schon sehnsüchtig und dankten natürlich noch einmal den Lehrern für die Reise und die gute Betreuung.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese Reise einfach nur unvergesslich war und ich es auf keinen Fall bereue, bei dem Austausch dabei gewesen zu sein. Falls ihr vorhabt, an einem Austausch teilzunehmen, kann ich euch nur sehr ans Herz legen: Traut euch, macht diese interessante Fahrt und sammelt eure eigenen Erfahrungen. Ihr werdet es nicht bereuen, glaubt mir!

Sophia Sucksdorf